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Offener Brief an die Zivilgesellschaft

By 20. März 2020Aktuelles, Presse

in Zeiten der Krise ist es essenziell, zusammenzuhalten und die Menschenrechte und unsere demokratischen Grundwerte aktiv zu verteidigen.

Eine Demokratie ist nur so stark wie die Menschen tagtäglich ihre Einhaltung und Umsetzung einfordern. Deshalb ist ein demokratisches Miteinander immer, aber besonders in Zeiten der Krise, auf solidarisches Handeln angewiesen.

  • Das heißt Rücksicht zu nehmen, auf die Menschen, die zur Risikogruppe gehören. Jede_r Einzelne wird in seiner_ihrer Familie / in seinem_ihrem Umfeld einen Menschen kennen, der zu dieser Risikogruppe gehört.
  • Es heißt auch Rücksicht zu nehmen auf die Menschen, die sich tagtäglich dafür einsetzen, dass betroffene Personen bestmöglich versorgt werden können.
  • Es heißt auch den Hut vor den Menschen zu ziehen, die in Berufen tätig sind, die bisher wenig gesellschaftlich anerkannt sind, sich aber als unabdingbar offenbart haben.
  • Es heißt auch, sich für die Einhaltung der Rechte von Menschen stark zu machen, die es ohnehin schwer haben und von der Ausbreitung des Coronavirus besonders stark betroffen sein werden.

Auch in den überfüllten Lagern und Notunterkünften für geflüchtete Menschen, z.B. auf den griechischen Inseln, drohen die Menschen der Verbreitung des Virus ausgeliefert zu sein. (Präventions-) Vorkehrungen gegen die rasante Ausbreitung des Virus, wie Hände waschen, Social Distancing und Quarantäne sind weitestgehend nicht bis schwer möglich. Deshalb müssen die Lager und Unterkünfte, in denen die Menschen auf engstem Raum und unter katastrophalen Bedingungen leben, evakuiert werden! Die EU und die Bundesregierung müssen das energisch einfordern.

Gemäß den Forschungsergebnissen des European Roma Rights Centers (ERRC) hat die Mehrheit der Rom_nja in Europa keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, mehr als die Hälfte ist auf Wasserquellen angewiesen, die mehr als 150 m entfernt sind, was sie besonders anfällig für die Infektion mit dem Virus macht. Auch allen anderen Menschen, die von Wasser sowie medizinischer Versorgung und Information abgeschnitten sind, müssen Zugänge sichergestellt werden. Sauberes Wasser ist notwendig, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Hier ist ein sofortiges Handeln der EU notwendig.

Angesichts der absoluten Reduzierung der Mobilität von Menschen auf europäischer und internationaler Ebene muss die Bundesregierung bis auf weiteres einen sofortigen Abschiebestopp erlassen!

Und schließlich muss die Stadt Köln dafür sorgen, dass die derzeit in Köln untergebrachten Geflüchteten ausreichend Informationen über das nun notwendige Alltagsverhalten angesichts des Coronavirus in ihrer Herkunftssprache erhalten. Aufgrund des hohen Anteils von Rom_nja unter den Geflüchteten muss auch in Romanes und Serbokroatisch informiert werden.

Jetzt können wir alle zeigen, dass die Menschenrechte für alle zählen!

Solidarisches und europäisches statt egoistisches oder sogar nationalistisches Handeln ist das, was wir zur Bewältigung der Krise brauchen.

Es liegt in unserer Hand, was für eine Gesellschaft wir sind!

Vorstand des Rom e.V., Köln, 20.03.2020

Offener Brief an die Zivilgesellschaft_Rom e.V.