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Aktuelles

Offener Brief an die Zivilgesellschaft

By Aktuelles, Presse

in Zeiten der Krise ist es essenziell, zusammenzuhalten und die Menschenrechte und unsere demokratischen Grundwerte aktiv zu verteidigen.

Eine Demokratie ist nur so stark wie die Menschen tagtäglich ihre Einhaltung und Umsetzung einfordern. Deshalb ist ein demokratisches Miteinander immer, aber besonders in Zeiten der Krise, auf solidarisches Handeln angewiesen.

  • Das heißt Rücksicht zu nehmen, auf die Menschen, die zur Risikogruppe gehören. Jede_r Einzelne wird in seiner_ihrer Familie / in seinem_ihrem Umfeld einen Menschen kennen, der zu dieser Risikogruppe gehört.
  • Es heißt auch Rücksicht zu nehmen auf die Menschen, die sich tagtäglich dafür einsetzen, dass betroffene Personen bestmöglich versorgt werden können.
  • Es heißt auch den Hut vor den Menschen zu ziehen, die in Berufen tätig sind, die bisher wenig gesellschaftlich anerkannt sind, sich aber als unabdingbar offenbart haben.
  • Es heißt auch, sich für die Einhaltung der Rechte von Menschen stark zu machen, die es ohnehin schwer haben und von der Ausbreitung des Coronavirus besonders stark betroffen sein werden.

Auch in den überfüllten Lagern und Notunterkünften für geflüchtete Menschen, z.B. auf den griechischen Inseln, drohen die Menschen der Verbreitung des Virus ausgeliefert zu sein. (Präventions-) Vorkehrungen gegen die rasante Ausbreitung des Virus, wie Hände waschen, Social Distancing und Quarantäne sind weitestgehend nicht bis schwer möglich. Deshalb müssen die Lager und Unterkünfte, in denen die Menschen auf engstem Raum und unter katastrophalen Bedingungen leben, evakuiert werden! Die EU und die Bundesregierung müssen das energisch einfordern.

Gemäß den Forschungsergebnissen des European Roma Rights Centers (ERRC) hat die Mehrheit der Rom_nja in Europa keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, mehr als die Hälfte ist auf Wasserquellen angewiesen, die mehr als 150 m entfernt sind, was sie besonders anfällig für die Infektion mit dem Virus macht. Auch allen anderen Menschen, die von Wasser sowie medizinischer Versorgung und Information abgeschnitten sind, müssen Zugänge sichergestellt werden. Sauberes Wasser ist notwendig, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Hier ist ein sofortiges Handeln der EU notwendig.

Angesichts der absoluten Reduzierung der Mobilität von Menschen auf europäischer und internationaler Ebene muss die Bundesregierung bis auf weiteres einen sofortigen Abschiebestopp erlassen!

Und schließlich muss die Stadt Köln dafür sorgen, dass die derzeit in Köln untergebrachten Geflüchteten ausreichend Informationen über das nun notwendige Alltagsverhalten angesichts des Coronavirus in ihrer Herkunftssprache erhalten. Aufgrund des hohen Anteils von Rom_nja unter den Geflüchteten muss auch in Romanes und Serbokroatisch informiert werden.

Jetzt können wir alle zeigen, dass die Menschenrechte für alle zählen!

Solidarisches und europäisches statt egoistisches oder sogar nationalistisches Handeln ist das, was wir zur Bewältigung der Krise brauchen.

Es liegt in unserer Hand, was für eine Gesellschaft wir sind!

Vorstand des Rom e.V., Köln, 20.03.2020

Offener Brief an die Zivilgesellschaft_Rom e.V.

Multimediale Lesung mit den Söhnen von Kurt Holl: Hannes Loh und Benjamin Küsters

By Aktuelle Veranstaltungshinweise, Aktuelles, Allgemein, Hinweise auf Veranstaltungen, Veranstaltungen

Ein unbequemer Kölner bis zum Schluss
KURT HOLL
Autobiografisches Portrait eines 68ers

 

Multimediale Lesung
mit den Söhnen von Kurt Holl: Hannes Loh und Benjamin Küsters

in der KÖB- St. Anna im Pfarrsaal
Christine-Teusch-Platz 1
50823 Köln

am Samstag, 07.März 2020
Beginn 19:00Uhr

Eintritt frei

Flyer herunterladen

VERANSTALTUNG: Dokumentarfilm „Ceija Stojka. Porträt einer Romni“

By Aktuelle Veranstaltungshinweise, Aktuelles, Hinweise auf Veranstaltungen, Veranstaltungen

Anlässlich des Internationalen Frauentages zeigen wir am 9.März um 19.30 Uhr im roten Salon des Rom e.V. den Dokumentarfilm „Ceija Stojka. Porträt einer Romni“ von Karin Berger. Vor dem Filmbeginn wird es eine kurze Einführung zur Person Ceija Stojka geben.

„Ich habe zum Stift gegriffen, weil ich mich öffnen musste, schreien.“
Ceija Stojka

Ceija Stojka ist eine bedeutende Künstlerin, Schriftstellerin und Aktivistin. Sie ist österreichische Romni, die den Porrajmos, den NS-Völkermord an Rom_nja und Sinti_ze, überlebte. In den 80er Jahren beginnt sie als eine der ersten aus der Community über das Erlebte im NS zu sprechen. Ihre Erinnerungen hält sie in Autobiografien sowie in ihrer Kunst  fest. 2013 verstarb sie in Wien.

Der Film dokumentiert das Leben Ceija Stojkas, ihr eindrucksvolles künstlerisches Schaffen und ihren wichtigen Aktivismus. Zudem thematisiert der Dokumentarfilm die nationalsozialistischen Verbrechen an Rom_nja und Sinti_ze sowie die anhaltende Diskriminierung nach 1945 in Österreich, welcher die Minderheit weiterhin ausgesetzt war.

Wir freuen uns auf Euer Kommen.

Der Eintritt ist frei.

Zeitzeug_innen gesucht!

By Aktuelles

Zeitzeug_innen gesucht!

„ Den Sinti und Roma ist durch die NS-Diktatur schweres Unrecht zugefügt worden. Sie wurden aus rassischen Gründen verfolgt […]. Diese Verbrechen haben den Tatbestand des Völkermordes erfüllt.“

-Bundeskanzler Helmut Schmidt am 17. März 1982-

Mit diesen Worten erkannte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt am 17. März 1982 den Völkermord an Sinti_ze und Rom_nja offiziell an. 37 Jahre lang war der Völkermord an Sinti_ze und Rom_nja geleugnet worden. Bis heute ist die Geschichte der Bürger_innenrechtsbewegung der Rom_nja und Sinti_ze mit dem Kampf um die Anerkennung ein wenig beachtetes Kapitel in der Geschichte.

Gemeinsam mit Ihnen möchten wir diesen historischen Tag als Errungenschaft der Bürger_innenrechtsbewegung bewahren und der Geschichte Ihre Stimme geben. Helfen Sie uns dabei, das Empowerment von Rom_nja und Sinti_ze vor dem Vergessen zu schützen und ein gesamtgesellschaftliches Bewusstsein für die Relevanz des Tages zu etablieren!
…..
Wir suchen Sie!
Haben Sie damals für Ihre Bürger_innerechte gekämpft oder andere dabei unterstützt? Erinnern Sie sich daran, als Sie von der Anerkennung erfahren haben? Tranken Sie gerade Kaffee, waren Sie im Auto unterwegs oder feierten Sie Geburtstag? Erfuhren Sie es durch Freunde oder das Radio?

Was bedeutete die offizielle Anerkennung für Sie? Und was bedeutet es für Sie heute? Welche Auswirkungen hatte dies auf Ihr eigenes Leben? Haben Sie sich vielleicht auch selbst für die Anerkennung eingesetzt?…

Das Team „RomBuK – Bildung und Kultur im Rom e.V. Archiv und Dokumentationszentrum“ sucht Zeitzeug_innen aus Köln und Umgebung, die uns ihre Erlebnisse und Gedanken zum 17. März 1982 erzählen möchten!

Bei Interesse und für nähere Informationen melden Sie sich gerne bei Vera Tönsfeldt: 0221-278 60 35 oder dokuzentrum@romev.de.

Pressemitteilung

By Aktuelles, Presse

RomBuK vorgestellt: Arbeit gegen Antiziganismus in Köln

Das Projekt RomBuK – Bildung und Kultur im Rom e.V. nimmt in Köln offiziell seine Arbeit auf. Ziel ist es, den Rassismus gegen Rom_nja und Sinti_ze zu bekämpfen und den Angehörigen der Minderheit durch Selbstermächtigung eine starke Stimme zu verleihen.

75 Gäste aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutierten nach einer gelungenen Auftaktveranstaltung am Donnerstag den 30.01.2020 die gesellschaftlichen Möglichkeiten, um dem Antiziganismus und dem radikaler werdenden Fremdenhass gemeinsam entschlossen entgegen zu treten. Darunter Vertreter der Ratsfraktionen, Frau Hedwig NevenDuMont, der Amtsleiter des Amtes für Integration, aber auch vom Zentralrat der deutschen Sinti und Roma aus Heidelberg. Die bekannte Rechtsanwältin und Autorin Nizaquete Bislimi-Hoso erzählte in bewegenden Worten ihren Lebensweg von der Asylbewerberin zur Rechtsanwältin. Nedjo Osman, Schauspieler, Dichter und Leiter des TKO-Theaters zitierte in einer eindringlichen Performance aus Briefen von Sinti und Roma, die im Nationalsozialimus Opfer des Völkermordes wurden. Viele Gäste waren sichtlich ergriffen.

„Mit RomBuK übernehmen wir eine große Verantwortung!“, gibt Serce Öznarcicegi zu bedenken „die Situation für die Menschen der Minderheit wird immer bedrohlicher.“ „RomBuK war eine Utopie, die nun in die harte Realität transferiert wurde. Hart ist Realität deshalb, weil u.a. durch populistische Parteien Rassismus und Menschenverachtung, die sich in der Gesellschaft breit machen, eine parlamentarische Stimme bekommen haben“, gibt die 1. Vorsitzende des Vereins Simone Treis in ihrer Rede zu bedenken. Lisa Willnecker, die mit dem Team neue Strukturen aufbaut, bestätigt, dass es nicht immer um physische Gewalt gehe: „Auch Worte können Gewalttaten an Menschen sein. Es geht darum zu reflektieren, zu hinterfragen und sich der eigenen Rassismen und Klischees bewusst zu werden, um der Utopie einer gerechteren Gesellschaft näher zu kommen.“

Der Verein Rom e.V. leistet seit über 30 Jahren aktiv Arbeit gegen Rassismus, für Menschenrechte und für Bildungschancen. Das am Donnerstag offiziell vorgestellte Team erweitert den Arbeitsbereich des Vereins. Mit RomBuK gibt es seit 2019 ein Expertinnen-Team, welches die Bereiche Bildung und Kultur mit einander verknüpft.Das ist möglich, weil die Stadt Köln durch Ratsbeschluss ab 2019 in die Mitfinanzierung des Bereiches eingestiegen ist. Geplant sind individuelle Workshops und Fortbildungen, die schon jetzt auf Anfrage gebucht werden können, öffentliche Veranstaltungen und Ausstellungen. Mit der wissenschaftlichen Präsenzbibliothek sowie dem Archiv und Dokumentationszentrum, für die Ruzdija Sejdovic 2018 mit dem Archivarius-Preis ausgezeichnet wurde, tritt das Team dem Antiziganismus auf breiter Basis entgegen. „Vera Tönsfeldt, hat 2019 die Sammlungsleitung übernommen. Es ist ein sensibles Thema, aber ich stehe ihr beratend zur Seite und wir diskutieren viel, um möglichst viele Perspektiven im Archiv zu bewahren und Rom_nja und Sinti_ze eine Stimme zu geben“, sagt Sejdovic.

Kontakt:
RomBuK – Bildung und Kultur im Rom e.V.
Vera Tönsfeldt
vera.toensfeldt@romev.de
0221/278 6035

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Veranstaltungsfoto

Presseerklärung zum 16.12.1942

By Aktuelles, Presse

Presseerklärung zum 16.12.1942
Ein Ende des Antiziganismus ist nicht absehbar!

Der Rom e. V. Köln erinnert an den Auschwitzerlass vor 77 Jahren und fordert den Schutz der Minderheiten im Land und die Einhaltung der Menschenrechte.

Vor 77 Jahren, am 16. Dezember 1942, unterzeichnete Himmler den sogenannten „Auschwitz-Erlass“. Für Rosa Demetri aus dem Kleinen Griechenmarkt 50 hieß das Anfang März 1943, sie würde „umgesiedelt“ werden. Sie war 61, nun sollte sie packen, das Nötigste, Handgepäck. Was in der Wohnung zurückblieb, kam auf eine Liste, damit es anschließend enteignet und an die „deutsche Volksgemeinschaft“ verteilt werden konnte. Sie sei, hatte ein Aussonderungsinstitut in Berlin festgelegt, eine „Gelderari“ und „Zigeunerin (Róm aus Ungarn)“. Der Zug, in dem sie in den frühen Morgenstunden gemeinsam mit einer großen Zahl weiterer als „Zigeuner“ oder „Zigeuner-Mischling“ eingestufter Kölner saß, brachte sie nach Auschwitz- Birkenau. Das war ein Vernichtungslager. Dort verzeichnete die Lagerbürokratie für den 13. August 1943 ihren Tod.

Der Jahrestag des Auschwitz-Erlasses ist dem Rom e. V. Anlass, an diese Geschichte zu erinnern. Rosa Demetri war eine von etwa 23.000 nach Auschwitz Deportierten aus der Roma-Minderheit. Es überlebten dort nur wenige. Und Auschwitz war nicht der einzige Ort der Vernichtung. Ein Vielfaches dieser Zahl wäre zu nennen für die Gesamtheit der europäischen Roma-Minderheit, denn die Massenverbrechen der Nazis ereigneten sich überall in Europa, wo sie das Sagen hatten. Ihr Ziel war die genozidale Auslöschung der Minderheit, wie es das Ziel der nazistischen Verbrechen an der jüdischen Minderheit war.

Warum ist es wichtig, auf den 16. Dezember 1942 zurückzuverweisen? Immer noch? Um es mit den Worten des Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma zu sagen: weil „Phänomene wie Antisemitismus und Antiziganismus unvermindert eine Gefahr darstellen“. Das muss nicht lange begründet werden. Völkisch-rassistische Konzepte haben Konjunktur und führen eine Partei, die sich ihnen verschrieben hat, zu Erfolgen. Die Übergänge nach weit rechts außen und bis in die Bereitschaft zum offenen Verbrechen sind dabei fließend. Dafür stehen die Mordserie der Zwickauer Killerzelle oder der erst kürzlich geschehenen Mord an Walter Lübcke oder die Morde an zwei Menschen vor der Synagoge in Halle.
Ein besonderes Augenmerk, so Rose, müsse „der schleichenden, jenseits öffentlicher Wahrnehmung erfolgenden Aushöhlung“ einer liberalen, offenen, integrativen und an den Menschenrechten orientierten Haltung „durch Rechtsradikale und deren intellektuelle Vordenker“ gelten. Dem kann der Rom e. V. sich nur anschließen, weil er in seiner alltäglichen Arbeit mit und für osteuropäische Roma immer wieder mit diesen Versuchen einer „Aushöhlung“ konfrontiert wird.

Der 16. Dezember ist für uns Anlass, an alle gesellschaftlichen Kräfte zu appellieren, deutlich gegen Fremdenfeindlichkeit jeder Art Stellung zu beziehen und der verlockenden Möglichkeit nicht zu verfallen, das Repertoire der Ressentiments zu bedienen, so dass derartige Ideen in der gesellschaftlichen Mitte an Akzeptanz gewinnen können.

Dr. Ulrich Opfermann für den Rom e. V.

Pressemitteilung 16.12.2019