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Medien

Pressemitteilung: Neues Projekt im Rom e.V. – DigiRom 

By Aktuelles, Presse

Geschickter Rassismus: Bilder sagen mehr als tausend Worte?

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert Projekt DigiRom im Rom e.V. / Neues Projektteam beschäftigt sich intensiv mit der Erforschung der Bildbestände / rassistische Stereotype werden hinterfragt

Köln, 26.01.2021: Im Bestand des Kölner Rom e.V., Vereinigung für die Verständigung von Rom (Roma und Sinti) und Nicht – Rom e. V., befinden sich tausende Bildwerke, darunter auch eine abgeschlossene Sammlung von rund 4.000 Bildpostkarten und Grafiken, die bislang kaum erforscht wurden. Die Objekte zeigen in den meisten Fällen rassistische Darstellungen, die nun kritisch eingeordnet und digitalisiert werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das auf mehr als zwei Jahre angesetzte Projekt, welches offiziell zum 01. Januar 2021 seine Arbeit aufgenommen hat.

Die Sammlung der Bildpostkarten und Grafiken wurde vom Rom e.V. ab ca. 1990  zusammengetragen. Damals begannen der, inzwischen verstorbene, Mitbegründer des Rom e.V. Kurt Holl und seine Mitstreiter*innen, u. a. rassistische Darstellungen von Rom*nja und Sinti*ze als historische Belege für die seit langem zementierten Ressentiments und Diskriminierungspraktiken  der Mehrheitsgesellschaft gegenüber den Minderheiten Rom*nja und Sinti*ze zu sammeln. „Heute stellen wir neue Fragen an die Sammlung. Eine der zentralen Fragen ist, wie wir mit den Bildwerken umgehen können und müssen – diese Bilder zeigen keine Realitäten, sondern vielmehr historische und gegenwärtige, antiziganistische Strukturen innerhalb der Mehrheitsgesellschaft. Mit diesem Bewusstsein wurde die Sammlung angelegt“, erklärt die Projektleiterin Vera Tönsfeldt. „Mit den Forschungsfragen, die wir heute an diese Sammlung stellen, befinden wir uns in guter Gesellschaft: Auch museale Sammlungen werden seit einigen Jahren hinterfragt.“

Das Projekt DigiRom startet zunächst mit drei Mitarbeiterinnen, die den Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*ze anhand der Postkarten erforschen. Der Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*ze, bezeichnet als Antiziganismus, wurde 2017 in den Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus aufgenommen.

Für mehr Informationen wenden Sie sich bitte an:

Vera Tönsfeldt  Vera.toensfeldt@romev.de
0221/278 60 35

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Presseerklärung zum 16.12.1942

By Aktuelles, Medien, Presse, Stellungnahmen

Gegen das Vergessen: Der „Auschwitz-Erlass“ von 1942 / Studie der Universität Leipzig bestätigt antiziganistische Ressentiments in der Gesellschaft

Heute vor 78 Jahren erließ der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei Heinrich Himmler den sogenannten „Auschwitz-Erlass“. Darin ordnete er die Deportationen der noch im Deutschen Reich verbliebenen Rom_nja und Sinti_ze in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz- Birkenau an. Der Erlass bildete die Grundlage für den Genozid an Rom_nja und Sinti_ze. Einem Großteil der Bevölkerung ist dies bis heute nicht bekannt.

 

Um die NS-Verbrechen an Rom_nja und Sinti_ze und die damit einhergehende Verantwortung zur Erinnerung und Mahnung in das gesamtgesellschaftliche Bewusstsein zu rücken, entwickelten der Rom e.V. und der Künstler Gunter Demnig anlässlich des 50. Jahrestags des „Auschwitz-Erlasses“ eine Idee: Vor dem Historischen Rathaus der Stadt Köln verlegte Demnig 1992 einen Stein aus Messing, der der erste Prototyp der späteren Stolpersteine sein sollte. Statt der biografischen Informationen trägt der Stein die Zeilen des Schnellbriefes des Reichssicherheitshauptamtes vom Januar 1943, der auf den Inhalt des Auschwitz-Erlasses von Himmler Bezug nimmt. Der Erlass selbst ist nicht überliefert. 2010 wurde der Stolperstein vor dem Rathaus von Unbekannten entwendet. Drei Jahre später konnte ein neuer Stolperstein vor dem Historischen Rathaus eingesetzt werden.

Bis heute sind Angehörige der Minderheiten von Rassismus betroffen. Die vor kurzem erschienene Studie der Universität Leipzig über rechtsextreme Einstellungen in Deutschland bestätigt einmal mehr, dass sich antiziganistische Ressentiments im gesamtgesellschaftlichen Bewusstsein hartnäckig halten. Auch Ruždija Russo Sejdović, Vorstandsmitglied des Rom e.V., sieht die Ergebnisse der Studie sowie die Radikalisierung der Gesellschaft in Zeiten der Corona-Pandemie als besorgniserregend an:

„Wie können wir unsere Gegenwart und Zukunft unter Einhaltung der Menschenrechte gestalten, wenn eine Beschäftigung mit der Vergangenheit nicht stattfindet und stattdessen Geschichtsrevisionismus betrieben wird? Die Geschichte lehrt uns, dass insbesondere in Krisenzeiten Minderheiten zu Sündenböcken stigmatisiert werden. Die aktuelle Situation muss uns ein Alarmsignal sein. Es ist höchste Zeit, sich gegen jede Form von Diskriminierung und Rassismus zu positionieren und für die Einhaltung der Menschenrechte einzutreten.“

Ansprechpartnerin: Lisa Willnecker, lisa.willnecker@romev.de; 0221-2786076

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Presseerklärung des Grundrechtekomittes: Das Bundesinnenministerium verschleppt Entscheidung zu gefordertem Bleiberecht

By Aktuelles, Presse

Vor mehr als einem Jahr, am 23. Oktober 2019, hat das Komitee für Grundrechte und Demokratie zusammen mit Medico International die gemeinsame Petition „Bleiberecht statt Ausgrenzung und Illegalität!“ dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages überreicht.
Die Petition wird bundesweit von mehr als einhundert politischen Organisationen sowie Prominenten aus Wissenschaft, Kultur und Politik sowie von mehreren tausend Bürgerinnen und Bürgern mitgetragen.
Über die Petition ist auch ein Jahr später noch nicht entschieden.
Der Grund: Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) hat seit über sechs Monaten nicht die erbetene Stellungnahme abgegeben.
Ein ganzes Jahr, in dem weiterhin Tausende Menschen in Deutschland kein Aufenthaltsrecht haben, abgeschoben wurden oder davon bedroht sind.
Ein Jahr, in dem Menschen illegalisiert und damit rechtlos unter uns leben müssen, bedroht von Ausbeutung, Wohnungslosigkeit und immerwährender Unsicherheit.
„Die Verschleppung der Stellungnahme und damit des Entscheids unserer Petition ist ein weiterer Baustein in der Negierung der Menschenrechte in Deutschland durch Herrn Seehofer und das ihm unterstellte Innenministerium“, kommentiert Britta Rabe vom Grundrechtekomitee die Passivität des Bundesinnenministeriums.
Ramona Lenz von Medico International ergänzt: „Wir fordern Herrn Seehofer auf, jetzt Farbe zu bekennen und Stellung zu beziehen, für ein Bekenntnis zur Menschenwürde – und zwar für alle, die hier leben.“

Anmerkung: Der Rom e.V. gehörte zu den Erstunterzeichner_innen der Petition.